Nur reden reicht nicht mehr
Nur wenigen ist die internationale Raucherkonferenz in Moskau bekannt, die im Herbst 2014 stattfand. Vielleicht liegt das daran, dass sie wenig Ergebnisse vorweisen konnte, obwohl sie stark besucht war.
Vertreten waren 21 internationale Organisationen, hauptsächlich aus Europa, die die Rechte von Rauchern verteidigten. Es fehlten die Briten (sie haben ihre Visa nicht rechtzeitig erteilt bekommen) und die Amerikaner. Anwesend waren mehrere Südamerikaner und ein sehr lautstarker Indonesier. Als Gastgeber fungierte die russische Bewegung für Raucherrechte, die Konferenz fand im Hotel Kempinski statt, das Ambiente war perfekt.
Eine solche Veranstaltung hatte es vorher nie gegeben [allerdings fanden 2009 und 2010 TICAP-Konferenzen statt, d. Red.], und nach 2014 hat keiner probiert, sie zu wiederholen. Lassen Sie mich einige meiner persönlichen Gedanken ausführen, was mir an dieser Konferenz missfallen hat und wie wir es beim nächsten Mal besser machen könnten. Oh ja, es muss ein nächstes Mal geben, und danach ein weiteres Mal, da das absolute globale Übel der Tabakbekämpfung (Tobacco Control) nur von einer globale Bewegung besiegt werden kann. Obwohl Widerstandsbewegungen Konferenzen auch über Video halten können, sollten die wirklichen bevorzugt werden.
Diese Konferenz ähnelte in gewisser Weise unserem geliebten Smokingbandits, was bedeutet, dass feurige Reden gehalten wurden, wir gleich dachten und sehr gerne Gleichgesinnten zuhörten. (Und wer tut das nicht?) Konferenzen eignen sich gut dazu, gemeinsame Weltanschauungen zu entwickeln und Erfahrungen auszutauschen, sind aber schlecht, wenn man am Ende beim Aufbrechen grummelt: „Und was passiert als nächstes?”. Es ist einfach so, dass man wissen muss, was als nächstes kommt, sobald man die Konferenz verlässt, sonst wäre die Zeit, die man mit wundervollen Gleichgesinnten verbringt, vergeudet.
Ich finde, man muss sich auf einen gemeinsamen Aktionsplan einigen, der die Konferenz in eine Organisation verwandelt. Und man sollte auch einer Art gemeinsamen Weltanschauung einer solchen Organisation gelangen, die ihre grundsätzlichen und ihre kurzfristigen Ziele formuliert. Weltanschauungen und Pläne sind nur dann nützlich, wenn sie Hand in Hand gehen. Eine Ideologie ist etwas, das man auf der Suche nach Gleichgesinnten überall verbreitet. Dafür kann man, wie in der Werbung, alle möglichen Medien nutzen. Aber dazu bedarf es bereits einigem organisierten Handeln, mit abgesprochenen Plänen und Personen, die bereitwillig Verantwortung übernehmen.
Was hat unsere Konferenz in dieser Hinsicht geleistet? Oh, es wurde natürlich eine Entschließung verabschiedet – bei Konferenzen ist das ja üblich. Im Wesentlichen besagte dieses edle Dokument, dass unser gemeinsames Ziel die Entwicklung von Toleranz zwischen Rauchern und Nichtrauchern in allen Gesellschaften war (und immer noch ist).
Toleranz versus Intoleranz, respektvolle Diskussionen versus Gehirnwäsche – was soll daran falsch sein? Aber das Problem besteht darin, dass, selbst wenn die bei der Konferenz anwesenden Medien über diese bewundernswerte Tatsache berichtet haben, ich nicht erkennen kann, dass sich etwa geändert hätte. Wer möchte, dass seine Stimme gehört wird, muss genauestens wissen, wie man Menschen zum Zuhören bewegen kann. Ich vermute stark, dass die mit dieser Toleranzidee bedruckten Seiten noch am selben Tag in Papierkörbe gewandert sind.
Genau betrachtet, macht Smokingbandits derzeit etwas sehr Ähnliches – es versucht, eine gemeinsame Weltanschauung zu schmieden, in der Hoffnung, dass diese ein globales Publikum von selbst erreichen wird. Aber das wird sie nicht. Sie wird in unserem erleuchteten Kreis von widerborstigen Kämpfern bleiben, es sei denn, wir haben einen konkreten Plan für weitere Aktionen und die Leute, um sie umsetzen. Hätte die Moskauer Konferenz beschlossen, einen internationalen Blog wie Smokingbandits zu erstellen, wäre es ein gutes Ergebnis des Treffens gewesen. Aber nicht einmal dazu ist es gekommen.
Ich möchte ganz bescheiden daran erinnern, dass ich in meinen früheren Beiträgen versucht habe, uns alle einen Überblick von unserer gemeinsamen Weltanschauung zu vermitteln – oder zumindest eine Reihe von Slogans, die sich als solche eignen. Die totale Vernichtung der Tabakkontrolle als unser Ziel scheint der Slogan Nr. 1 zu sein. Erst danach kann Toleranz kommen. Man toleriert seine rauchenden oder nichtrauchenden Nachbarn, nicht aber die gut bezahlten, geifernden Eiferer.
Aber es gibt bisher kein gewähltes oder nicht gewähltes internationales Gremium, das diese Weltanschauung akzeptiert und fördert, oder sie durch etwas Besseres ersetzt. Und es gibt noch immer keine organisierte Bemühung, diese Weltanschauung in die Öffentlichkeit zu tragen. Nach wie vor erfreuen wir uns immer noch des miteinander Redens.
Wir sollten nun versuchen, die Dinge aufzuzählen, die wir gemeinsam als internationale Bewegung anpacken sollten und die Probleme darlegen, die wir lösen müssen. Die Liste scheint gewaltig zu sein, aber kurz und einfach wäre wohl langweilig.
- Wir müssen ein paar einfache und erreichbare Ziele setzen und diese erreichen – etwa indem wir einige lokale oder nationale Regierungen dazu bringen, ein paar besonders idiotische Rauchverbote aufzuheben. Oder zumindest müssen wir das versuchen und es auch bekannt machen, sowie uns dabei unsere Stärken und Schwächen bewusst werden. Und dann müssen wir es immer wieder versuchen.
- Wir müssen einige besonders abscheuliche Persönlichkeiten der Tabakkontrolle (verbal oder rechtlich) angreifen, damit diese Leute zumindest nicht mehr davon ausgehen, dass sie immer ungestraft davonkommen können.
- Wir müssen dabei dem „Wir” Form geben – als Organisation mit Namen und Sprechern.
- Wir müssen damit beginnen, unsere Ideen außerhalb unseres engeren Kreises bekannt zu machen und mit den Medien, Mainstream~ und anderen, arbeiten.
- Wir müssen zuerst Geld auftreiben, um gut starten zu können, auftreiben und dann brauchen wir mehr Geld, um weiterzumachen. Und etwas sagt mir, dass es nicht die Tabakkonzerne sein werden, die uns finanzieren. Wenn uns die ersten Phasen unseres Kampfes überhaupt etwas gelehrt haben, ist es die Tatsache, dass die Tabakfirmen ihre eigenen Prioritäten haben, und daher sollten wir nicht erwarten, dass sie Raucherbewegungen finanzieren. Sie haben es damals nicht getan, und sie werden es auch jetzt nicht tun.
- Wir müssen auch Prominente finden, die in unserem Namen sprechen oder solche Berühmtheiten erschaffen. Ganz zu schweigen von der Umwerbung der politischen Parteien oder ähnlicher Organisationen.
- Und wir müssen genügend junge Menschen für die Teilnahme gewinnen, was eine interessante Herausforderung darstellt. Ich würde uns nicht gerne als Ansammlung alter Menschen zu sehen, die Erinnerungen an eine freundliche, vernünftige und angenehme Welt, bevor die Tabakkontrolle kam, austauschen.
Ich werde versuchen, einige dieser Ideen in meinen nächsten Beiträgen erläutern. Jetzt ist es an der Zeit, mit einer einfachen Warnung zu enden: Wenn Smokingbandits so weitermachen wie bisher, wird es dem Blog bald so ergehen wie dieser Moskauer Konferenz von 2014. Nämlich ein guter Anfang, der viel zu schnell verpufft.