Rauchende Colts und verbannte Raucher
In einem früheren Beitrag habe ich Vergleiche zwischen Rauchern und der LGBTQ+-Gemeinschaft angestellt, um dafür zu plädieren, dass wir unsere eigenen Einrichtungen haben sollten, in denen wir uns treffen können. Jetzt werde ich einen Vergleich mit dem anstellen, was in den USA gemeinhin als „Waffenkultur“ gilt.
Wie fast jedem bewusst, ist die Waffengewalt in den Vereinigten Staaten so massiv wie nie zuvor. Es gibt durchschnittlich jeden Tag einen Amoklauf, und es ist keine Nachricht mehr, die alles andere in den Hintergrund stellt, wenn jemand in einer Schule, einem Gotteshaus, einem Kino, einem Einkaufszentrum usw. ohne erkennbaren Grund das Feuer eröffnet. Das schockiert niemanden mehr. Natürlich wird viel diskutiert, und gibt hitzige Debatten darüber, was denn getan werden müsste. Viele plädieren für eine stärkere Beschränkung von Schusswaffen, während andere empfehlen, mehr Menschen zu bewaffnen, um sich vor solchen Vorfällen zu schützen. Manchen Berichte zufolge handelt es sich bei den meisten Todesfällen durch Schusswaffen um Selbstmorde, was dem Thema noch eine weitere Nuance hinzufügt.
Das „Recht, Waffen zu tragen“ ist in der US-Verfassung verankert, obwohl auch dies höchst umstritten ist. Mehr noch, hinter dem Waffenbesitz stehen viel Geld und politisches Gewicht, das am deutlichsten von der National Rifle Association (NRA) vertreten wird.
Eines der Hauptanliegen ist die Verfügbarkeit von militärischen Sturmgewehren. Diese Waffen sind in der Lage, in kürzester Zeit eine große Anzahl von Schüssen abzufeuern, und werden für die hohe Zahl von Opfern bei Amokläufen verantwortlich gemacht. Selbst viele Anhänger der „Waffenkultur“ sind der Meinung, dass diese Waffen im zivilen Leben keinen legitimen Zweck erfüllen.
Und doch gibt es entschiedenen Widerstand gegen jede Art von Gesetz zur Beschränkung von Sturmgewehren. Dies ist zum einen auf die Überzeugung zurückzuführen, dass die Bürger militärische Waffen benötigen, um sich gegen einen tyrannischen Staat zu verteidigen, der entstehen könnte (oder bereits entstanden ist). Zum anderen könnte es aber auch mit dem zu tun haben, was wir Raucher im Laufe der Jahre erleben mussten.
Ursprünglich konnte man praktisch überall rauchen. Dann kam der Vorschlag, Nichtraucherzonen einzurichten. Das war vernünftig, schließlich gibt es Menschen, die sich nicht gerne in der Nähe von Tabakrauch aufhalten. Die meisten Raucher haben das akzeptiert. Schließlich gab es immer noch reichlich Raucherbereiche (Raucherzonen in Innenräumen) und viele Orte, wie z. B. Bars, in denen man generell rauchen konnte.
Diese friedliche Koexistenz dauerte eine Weile an, und ich vermute, dass es einigen der fanatischeren Anti-Raucher gar nicht gefiel, dass Raucher es sich immer noch gemütlich machen konnten. Also trommelten sie für weitere Einschränkungen. Die Raucherbereiche in Innenräumen wurden kleiner, seltener und nicht mehr so gut gepflegt, bis sie dann schließlich an den meisten Arbeitsplätzen fast vollständig verschwunden waren. Im nächsten Schritt drängte man auf ein Verbot in allen Innenräumen, einschließlich Bars. Es gibt sogar Stimmen, die ein Rauchverbot in Wohngebäuden fordern, weil der Rauch durch die Wände dringe und jeden auf der anderen Seite töte. Und mittlerweile gibt es tatsächlich etliche solcher (vermeintlich) rauchfreier Gebäude.
Anschließend wurde das Rauchen draußen verboten, eine bis dahin nie gekannte Maßnahme. Befand man sich doch an der frischen Luft, wo der Rauch sich nicht aufstauen konnte, der Wind ihn wegwehte usw. Doch in Zeiten der neuen Panik wurden Nichtraucher in den Glauben versetzt, sie befänden sich in größter Gefahr, wenn sie beim Hinausgehen auch nur drei Sekunden lang Rauch röchen, und schon bald gab es an den Eingängen Schilder, die auf ein Rauchverbot im Umkreis von 25 Fuß (ca. 7,5 Meter) hinweisen.
Ich arbeite an zwei höheren Bildungseinrichtungen. An der einen habe ich das Glück, dass ich, wenn ich eine Zigarette rauchen möchte, über den halben Campus gehen und mich in ein Wartehäuschen setzen kann, das eigentlich ein Bushäuschen ist. Früher gab es drei derartiger Orte, heute sind es aufgrund von Bauarbeiten nur noch zwei. Auch an der Bushaltestelle kann ich rauchen, und ich bin mir sicher, dass es noch andere geheime Orte gibt, an denen man rauchen kann – ganz zu schweigen von dem Vorteil, den das Dampfen mit sich bringt, nämlich die Möglichkeit, heimlich einen geruchlosen, sich schnell auflösenden Zug zu nehmen.
An meiner anderer Wirkungsstätte – die sei hier explizit genannt –, der Stony Brook University (SBU) in New York, wimmelt es vor Schildern und Banner, die verkünden: „SBU ist stolz darauf, tabakfrei zu sein.“ Niemand soll Tabak in irgendeiner Form konsumieren, weder rauchend, verdampfend nicht einmal kauend – nirgends auf dem über 400 Hektar großen Campus, ganz egal, wie weit entfernt von allem. Vor dem Verbot gab es eine „Astroturf“-Studentengruppe, die herumlief und „Tabakabfälle“ aufsammelte (und andere Arten von Abfällen zu ignorieren), um für ein totales Verbot zu werben. Sie gingen auch zu Vermietern außerhalb des Campus und forderten diese auf, nicht an Raucher zu vermieten. Für solche Leute ist ein besonderer Platz in der Hölle vorgesehen…
Aber zurück zu meinem ursprünglichen Punkt: Die Raucher haben sich mit vernünftigen Einschränkungen abgefunden, weil sie annahmen, es würde dabei bleiben. Aber das langfristige Ziel der Anti-Raucher ist es, diese Gewohnheit vollständig auszurotten, und sie waren nicht willens, es bei Nichtraucherzonen oder irgendeiner anderen Form der Duldung zu belassen. Dementsprechend arbeiten sie unablässig auf ein schrittweises Totalverbot und vielleicht sogar eine Kriminalisierung hin.
Die Waffenfreunde (von denen viele auch Raucher sind) sehen dies und erkennen die Gefahr des Dammbruchs als reale Gefahr auch für ihr Anliegen. Sie kommen zu dem Schluss, dass, wenn sie einem Verbot von Sturmgewehren und verstärkten Zuverlässigkeitsüberprüfungen für Waffenkäufer zustimmen – was an sich vernünftig wäre –, die Anti-Waffen-Fanatiker insistieren werden, dass diese Maßnahmen nicht weit genug gingen, und die Ausmerzung jeglichen Waffenbesitzes anstreben werden. Ebenso wenig nehmen die Waffenfreunde die Beteuerungen von Aktivisten noch ernst, es gehe nur darum, die gefährlichsten Waffen aus dem Verkehr zu ziehen. Die Raucher hatten ähnliche Zusicherungen zu hören bekommen, dass die Restriktionen schon nicht so drakonisch werden würden – Zusicherungen, die sich auf Dauer allesamt als falsch erwiesen haben.