Verwundete Nation: Rauchverbote in Malaysia
Jetzt meucheln sie auch noch das Land, das ich liebe: Das war jedenfalls meine Reaktion auf die kürzlich stattgefundene, ziemlich gruselige Geschichte mit den zukünftigen Rauchverboten – ab dem 1. Juni – an dem Ort, wo ich jedes Jahr wenigstens ein paar Monate verbringe, wo ich ein Zuhause, viele Freunde und viel Spaß habe.
Da fühlte ich wirklich den Schmerz, den der geschätzte Herr Frank Davis in seinem unermüdlichen Blog so regelmäßig beschreibt. Ich sah die umgehende Zerstörung von Gemeinschaften und Freundschaften, den Verlust von (bislang nur stagnierenden) Geschäften und eine Gesellschaft voller gefährlicher Risse, in der die Feindseligkeit offen hervorbricht. Es ist, als befände man sich in einem Weltkrieg, und müsste plötzlich wahrnehmen, dass eine bislang glückliche Nation mit einem Schlag atomisiert wurde, und nie mehr dieselbe sein wird.
Asien im Allgemeinen, sprich: Die asiatische Öffentlichkeit, hat sich bislang als weise genug erwiesen, sich dem Wahnsinn des westlichen Anti-Rauchertums zu entziehen. Zugegebenermaßen gab es ein paar halbherzige Rauchverbote, aber irgendwie trübten die nie wirklich die allgemein entspannte Atmosphäre. In Asien fühlte man sich immer frei und glücklich, sei es in Thailand, Indonesien oder Malaysia. Man musste nie fragen, ob es in den Hotels auch Raucherzimmer gibt – es gab sie immer; über einen Abend mit Zigarre in einer Bar musste man sich keine Gedanken machen – eine entsprechende Bar fand sich immer. Mir war bekannt, dass die Tabakbekämpfer die Invasion Asiens ausheckten, und dass sie in Bangkok ihr regionales Hauptquartier eröffnet hatten, doch ich war mir irgendwie sicher, dass die einheimischen Gesellschaften stark genug sein würden, diese Monster zu isolieren.
Zu meinem Leidwesen habe ich die unheilvollen Zeichen ignoriert: Die Rauchverbote an einigen beliebten Stränden in Thailand und die Gefahr, dort verhaftet zu werden, nur weil man eine E-Zigarette besitzt – was soll’s, es ist halt ein Militärregime, das dort an der Macht ist. Die absolut diktatorischen Anti-Raucher-Regeln in Singapur – was soll’s, Singapur existiert nur, weil die Leute dort am Wochenende nach Malaysia gehen, um wie normale Menschen zu leben. Und was ist mit den Versuchen, auf den zigarrenherstellenden Philippinen das Rauchen zu bekämpfen – was soll’s, deren Präsident ist halt ein bisschen irre. Auf der anderen Seite gibt es immer noch Indonesien, das sich dezidiert geweigert hat, sich dem diktatorischen Rahmenübereinkommen der WHO anzuschließen, und über eine nahezu perfekte Gesetzgebung auf diesem Gebiet verfügt. Und es gibt immer noch China, wo man noch frei atmen kann.
Und dann bekommt – hoppla! – Malaysia eine neue Regierung, die anfängt, dem Beispiel Singapurs nachzueifern. Man beachte die Art und Weise, wie das erfolgt ist: Ohne Parlamentsabstimmung
– solche hatte es zuvor schon gegeben, und die Eiferer waren stets überstimmt worden. Dieses Mal erging einfach eine Regierungsverordnung. Was bedeutet, dass nur einige Wenige beschlossen haben, dass man ab dem 1. Juni an Orten, wo gegessen wird, nicht mehr rauchen darf, und sei es an Straßenständen.
Was als nächstes geschah, noch bevor die Verbote tatsächlich in Kraft gesetzt wurden, war eine totale Katastrophe. Hier haben wir ein multinationales und multireligiöses Land, weltberühmt dafür, alle Arten von Lebensstilen unter einen Hut zu bringen. Diese Politik jedoch wird als rassebezogen aufgefasst, unter Malaien und Indern herrscht die tiefe Überzeugung, dass das Rauchverbot ein chinesischer Anschlag gegen sie ist. Die meisten meiner Freunde dort sind Chinesen, und vor einem Jahr stimmten sie alle dafür, die derzeitige Regierung an die Macht zu bringen. Jetzt sagen sie alle, dass sie das nicht wieder tun werden, und wohlgemerkt, nicht alle sind Raucher. Und sie sind besorgt, zutiefst besorgt darüber, was als nächstes kommen könnte. Und dann gibt es Gemeindeverwaltungen, die anfangen, über Rauchverbote in Privatwohnungen im Stile Kaliforniens nachzudenken. Kommt schon, Leute, gestern wart ihr alle noch Freunde und Nachbarn!
Gerne hätte ich geholfen, aber man stelle sich einen Ausländer vor der sich den Einheimischen aufdrängt und sagt „Hört mich an, ich weiß was hier abläuft, ich weiß wer schuld daran ist, ich kenne deren Tricks, ich habe Erfahrungen und weiß, was ihr tun müsst.“ Nein, nein, nein! Es ist ihr Land, und wenn sie meine Ratschläge wollen, sollen sie zu mir kommen, und nicht umgekehrt.
Lasst die Antiraucher ihre vom Ausland finanzierte Zentrale dort eröffnen und die Aktivisten schulen, und lasst es ihre Schwachstelle sein.
Trotzdem weiß ich natürlich, was in Malaysia zu tun wäre. Wenn man mich jemals fragen würde, dann würde ich sagen: Schafft eure eigene Organisation für den Angriff, nicht zur Verteidigung (was sie übrigens auch schon getan haben). Macht sie respektabel und glamourös, sodass sie Menschen mit offensichtlichen Verdiensten um die Nation anzieht. Sprecht mit der Elite auf Augenhöhe, nicht als winzige Randgruppe. Sprecht gleichermaßen mit den Königen und den Armen. Macht euch sichtbar und immer präsent in den Medien. Gestaltet eure Websites aktiv und modern.
Wendet niemals Gewalt an, ihr seid auch ohne sie stark genug, da ihr medizinische Fakten auf eurer Seite habt. Sucht medizinisches Wissen, zumal alle Fakten über den Betrug mit dem „Passivrauchen“ wohlbekannt und dokumentiert sind. Holt einige Ärzte in eure Reihen und macht es bekannt. Haltet Konferenzen zum Thema ab und macht auch diese bekannt. Schaut Euch ihre Statistiken an, und seid darauf vorbereitet, dass sie lügen werden, aufgrund ihrer Verbote „gebe jedermann das Rauchen auf“. Findet die Urheber dieser Statistiken, und sucht den Streit darüber – falsch liegen werdet ihr dabei nie.
Informiert euch über eure Gegner. Sammelt Fakten über die Menschen, die dieses Unglück in euer Land gebracht haben, insbesondere über deren Mitgliedschaft in ausländischen Anti-Tabak-Organisationen, und Fakten über die Zahlungen, die sie von diesen erhalten. Veröffentlicht diese Daten und diskutiert sie ausführlich. Legt eure Ziele offen und klar dar, speziell, dass ihr die Tabakbekämpfer in eurem Land moralisch zerstören wollt, weil sie in eurer fragilen Gesellschaft Chaos verursachen und der öffentlichen Gesundheit schaden.
Lasst euch nicht von einer einzelnen politischen Partei vereinnahmen, zieht Menschen aus allen Lagern an. Lasst die Parteien zu euch kommen, um Einfluss zu nehmen, und nicht umgekehrt.
Wir in Russland heißen das Vereinigte Russland, die Kommunisten und die besiegten Liberalen bei uns willkommen, und unsere Organisation ist möglicherweise die einzige, in der sie alle zusammensitzen und Spaß miteinander haben, weil all diese Leute rauchen oder zumindest wissen, wer die Antiraucher sind.
Geht zu euren starken indonesischen Brüdern, da ihr jetzt alle Hilfe braucht, die ihr bekommen könnt. Alleine wird sich ohnehin auf Dauer niemand halten können. Handelt auf regionaler Ebene, nennt eure Organisation etwa „Smoking Asia“ und beschränkt euch nicht nur auf Malaysia.
Attackiert (auf gewaltlose Weise) die Bangkoker Strohmänner der ausländischen Medizinlobby, schafft euch dort Freunde. Verwendet Slogasn wie „Asien ist kein Ort für Antiraucher-Angstmache und Hass“.
Entwerft ein umfassendes und detailliertes Aktionsprogramm, und zieht dieses – allen unvermeidlichen Anfangsniederlagen zum Trotz – durch. Bringt kleine und große Firmen dazu, zu erklären, niemals auch nur einen Cent für Anti-Tabak-Bestrebungen geben zu wollen. Auf diese Art und Weise schafft ihr den Impuls für künftige Siege. Im Moment hat Malaysia alles, was es braucht, um den Kampf für die Wiederherstellung eines normalen und gesunden Lebens für alle zu beginnen.
Solche Dinge sollten niemals von Ausländern organisiert werden (wie dies die Tabakbekämpfung tut), weil Gesellschaften sich voneinander unterscheiden und stets unterschiedlich bleiben werden.
Nur Einheimische wissen, was vor Ort funktioniert und was nicht. Ich kenne das von meinen Veröffentlichungen in Russland: Man darf dort niemals von einem Nanny-Staat sprechen, denn die Menschen erwarten, dass der Staat eine Nanny sowie Vater und Mutter für jeden sein soll.
Wenn man aber sagt, dass diese Mutter ihn an eine skrupellose ausländische Medizinlobby verkauft, die über ihr Leben bestimmen will, dann werden die Leute hellhörig.
Asien funktioniert ganz anders als die westlichen Länder. Der Staat wird dort anders gesehen. Das Unmögliche ist in diesem Teil der Welt möglich, im guten wie im schlechten Sinne des Wortes. Ich werde in hilfloser Hoffnung zusehen, wie mein geliebtes Malaysia versucht, die Wunden zu heilen, die ihm zugefügt wurden.