Abfall-Ordnungsdienst – Ein neuer Angriff auf Raucher?
Im Oktober vergangenen Jahres hat die Kreisverwaltung von Blackburn-Darwen angekündigt, eine private Firma, Kingdom Environmental Services, zu beauftragen, „Müllrüpel und nicht entfernten Hundekot“ mit einem Bußgeld in Höhe von 75 £ (englischen Pfund) zu belegen.
Es sei mal dahingestellt, inwieweit solche Strafen im Verhältnis zu dem Verbrechen stehen, aber Darwen, die hübsche kleine Stadt, die sie ist, hat in der Tat ein großes Müllproblem. Und in Blackburn sehen einige Stadtteile aus wie eine Müllkippe. Die Idee, dass endlich jemand etwas dagegen unternimmt, stieß auf ein weitgehend positives Echo. Es wurde als Problem angesehen und die Kingdom Environmental Services zu holen, schien eine gute Lösung.
„Ab der nächsten Woche werden Personen, die ihren Abfall auf die Straße bzw. den Gehweg werfen und Hundebesitzer, die den Kot ihrer Hunde in den Straßen von Blackburn-Darwen nicht entfernen [Hervorhebungen alle durch den Autor], mit Geldbußen vor Ort rechnen müssen.
[…] Die Geldstrafe für Abfall beträgt 75 £, das Bußgeld für Hundekot liegt bei 100 £, bei Zahlung innerhalb von 10 Tagen ermäßigt auf 75 £. […]
Kreistagsmitglied Jim Smith, Umweltverantwortlicher des Kreises Blackburn-Darwen, erklärte: ‚Anständige Menschen haben einfach die Nase voll von diesem ekelhaften Verhalten. Bei diesen Geldbußen geht es darum, den gesetzestreuen Bürgern die Straßen wieder zurück zu erobern und dafür zu sorgen, dass die Täter die Verantwortung für ihre Taten übernehmen. Immer wieder haben mir Menschen erzählt, dass Hundekot und Abfall für sie große Priorität haben. […]
Das soll also jedem eine Warnung sein, der glaubt, den Kot seines Hundes nicht entfernen zu müssen, oder Abfall einfach so auf die Straße werfen zu können, ohne erwischt zu werden: Sie dürfen mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer hohen Geldstrafe rechnen.‘”
Und so begann die Razzia im Ernst. (Armer Ernst).
Sechs Monate später sind die Straßen noch immer voller Müll und Hundebesitzer lassen den Kot ihrer Hunde ungestraft liegen. Das Problem ist in beiden Städten des Kreises immer noch sehr deutlich sichtbar, und weiter von den Stadtzentren entfernt wird es noch schlimmer. Anscheinend verrichtet Kingdom Environmental Services doch nicht so eine tolle Arbeit wie angekündigt. Untätig kann die Firma allerdings nicht geblieben sein, denn sie taucht immer wieder im Lancashire Telegraph, der regionalen Tageszeitung, auf, und zwar jedes Mal, wenn sich jemand bei der Zeitung über die erhaltene Geldstrafe beschwert hatte.
Und das war oft der Fall. Einige Beispiele:
„Mann (21) filmt sich bei Auseinandersetzung über ‚weggeworfene Zigarettenkippe’”
„Raucher behauptet, Blackburn-Darwener Müllpolizei hätte ihn verfolgt”
„Mann, der Geldbuße für weggeworfgene Zigarette erhalten hatte, fordert mehr Mülleimer im Stadtzentrum von Burnley.”
„Zigarettenkippen-Vater aus Darwen scheitert mit Beschwerde gegen 75-Pfund-Bußgeld”
„Müll-Ordnungsdienst in Blackburn-Darwen ist wie Geheimpolizei, sagt Zigarettenkippen-Vater“
Kingdom Environmental Services sind also mit Sicherheit aktiv, aber wenn man sich die Artikel im Lancashire Telegraph ansieht, die ich habe finden können, handeln sie immer von Rauchern. Könnte es etwa sein, dass Kingdom Environmental Services es nur auf Leute abgesehen hat, die Zigarettenkippen wegschmeißen, aber keine anderen Arten von Abfall? Könnte es gar sein, dass Hundekot nicht wirklich ihre Priorität genießt und Raucher ihre einzige Zielscheibe sind?
Bestimmt nicht, oder?
„Sie sind wie eine Geheimpolizei. Sie kommen aus dem Nichts und verpassen Ihnen eine Geldstrafe”.
„Sie sind viel zu streng und zeigen keine Nachsicht oder gesunden Menschenverstand.”
Ich entschied, dass es nur einen Weg gab, das herauszufinden.
Kampf!
Nee. Es gab noch eine andere Möglichkeit. Ich habe eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz an den Blackburn-Darwen-Kreistag herausgejagt und genau nachgefragt, wofür sie in den letzten sechs Monaten Bußgelder ausgestellt haben. Die Ergebnisse:
Geldbußen für den Abfall auf der Straße bzw. dem Gehweg – 137
Geldbußen für Hundekot – 26
Geldbußen für Zigarettenkippen – 4113
Klingeling macht es in der Kasse!
Es gibt nur eine Möglichkeit, das zu interpretieren. Kingdom Environmental Services wurden auf Menschen angesetzt, die ein legales Produkt genießen, das der Stadtrat missbilligt. OK, zugegeben, Raucher sollten ihre Zigarettenkippe nicht auf den Boden schmeißen, dafür gibt es keine Ausrede. Aber wenn die Kreisverwaltung ehrlich zu den Leuten wäre, würde sie uns sagen, dass dieser Plan schlicht dazu dient, Rauchern Geld aus der Tasche zu ziehen. Ginge es wirklich um Müll, würden Hundekot und anderer Abfall mit gleichem Eifer geahndet wie Zigarettenkippen.
Das aber passiert nicht. Angesichts dieser Zahlen dienen Hundekot und anderer Abfall nur als Vorwand für den privaten Ordnungsdienst. Sie verfolgen Raucher durch die Stadt und warten nur auf die Gelegenheit, sich auf sie zu stürzen – andere Täter bekommen aber nur dann einen Strafzettel, wenn ihr Vergehen so offensichtlich ist, dass sie nicht damit davonkommen können, nicht zu reagieren.
Dies sind die vollständigen Zahlen, die ich auf meine Anfrage hin erhalten habe:
Abfall – Müllbeutel = 2
Abfall – Zigarette = 4113
Abfall – Essen = 16
Hundekot = 26
Abfall – Sonstiges = 110
Abfall – bedrucktes Material = 9
Rauchfrei = 151
Die Kreisverwaltung bestätigte mir, dass „Rauchfrei” sich auf das Rauchverbot in geschlossenen Räumen bezieht. Anscheinend verfolgt Kingdom Environmental Services im Auftrag der Kreisverwaltung jetzt auch dieses Vergehen. Wenn es nur um Müll ginge, oder wenn es nur darum ginge, „die Straßen für die gesetzestreuen Bürger zurückzugewinnen”, warum sollte Kingdom Environmental Services auch daran beteiligt sein, Rauchverbote in Innenräumen und Fahrzeugen durchzusetzen? Nein. Meiner Meinung nach geht es nicht um Müll und es geht vermutlich noch nicht einmal um die Geldbußen. Diese Leute wurden als weitere Waffe gegen Raucher und das Rauchen geholt.
Wenn Ihnen das nächste Mal einer sagt, dass Raucher die Gesellschaft viel Geld kosten, können Sie auf die ständig steigenden Kosten durch Tabaksteuern noch weitere Bußgelder in Höhe von 319.800 englishe Pfund draufpacken. Für die sind wir nur Melkkühe.