Interview Stephen Helfer (Video & Zusammenfassung)
In Kooperation mit „Cambridge Citizens for Smokers’ Rights“
präsentieren wir ein für Smokingbandits aufgenommenes Interview von Emily mit Stephen Helfer. Sie finden im Folgenden zunächst das Originalvideo (engl.), dann eine deutschsprachige, zusammenfassende Darstellung.
Stephen Helfer engagiert sich schon seit den 1990er Jahren im Kampf gegen die Tabakkontrolle und die zunehmende Antiraucher-Gesetzgebung. Er hat die Organisation „Cambridge Citizens for Smokers’ Rights“ mitgegründet. Cambridge ist eine Vorstadt der amerikanischen Ostküstenmetropole Boston.
Als in einer anderen Vorstadt von Boston, Brookline, 1994 eine Bürgerversammlung erstmalig ein Rauchverbot in Kneipen debattierte, kam Stephen mit einem Poster, das auf die hohe durchschnittliche Lebenserwartung, die niedrigen Raten bei Herzkrankheiten und Lungenkrebs in Japan hinwies, dem Land mit der zugleich höchsten Raucherrate. Damals herrschte noch nicht eine so starke Antiraucher-Stimmung in den USA und viele Mitbürger waren der Meinung, dass das Rauchverbot eindeutig zu weit ginge. Stephen berichtet, dass er nicht der Einzige war, der beobachten konnte, wie Rauchverbote langsam, Schritt für Schritt, nach monatelanger Diskussion, eingeführt würden. Ihm kam es vor, als würden die Raucher keinen Widerstand leisten und ihre Ausgrenzung einfach hinnehmen. In seiner Frustration verglich Stephen das sich damals einschleichende Rauchverbot mit der Judenverfolgung im Dritten Reich, da diese ebenso schrittweise erfolgte. Allerdings räumt Stephen ein, dass ein solcher Vergleich hinfällig ist, weil es bislang keine Forderungen gibt, Raucher in Konzentrationslager zu deportieren.
Cambridge Citizens for Smokers’ Rights wurde ins Leben gerufen, als vor Ort ein Rauchverbot für Kneipen eingeführt werden sollte und ein halbes Dutzend Gastronomen sich zum Widerstand zusammenfanden. In der Millionenstadt New York, wo Stephen ebenfalls die Proteste unterstütze, war die Opposition zwar viel größer, aber schwach, da man nicht den pseudowissenschaftlichen Unfug rund ums Passivrauchens angriff, sondern sich ausschließlich auf die unternehmerische Freiheit für die Gastronomie und ihre erwarteten Umsatzrückgänge berief. Und das Argument, dass Rauchverbote schlecht fürs Geschäft sind, lässt sich – so zitiert Stephen den bekannten Autor und Raucheraktivisten Michael McFadden – zu leicht dadurch wegwischen, dass die Gegenseite einfach behauptet, Rauchen töte Babys.
Das Rauchverbot in Cambridge kam ungefähr sechs Monate später als das in Boston. Eine kleine, aber sehr aktive Opposition hatte es verzögert. Befürchtete Umsatzeinbrüche lassen sich bisher nicht belegen. Allerdings haben sich Geschäftsmodell und Atmosphäre in den Gaststätten verändern müssen: Wirte müssen mehr Speisen verkaufen, man versucht, sich familienorientierter aufzustellen. Der Trubel und das Gelächter wurden weniger.
2013 hatte sich Stephen an einer Protestaktion in New York beteiligt, bei der sich Aktivisten verbotswidrig eine Zigarette in einem Stadtratssaal angezündet haben – in Anwesenheit des damaligen Bürgermeisters Michael Bloomberg, eines berüchtigten Antis.
Die Befürchtungen, dafür erwürgt zu werden oder eine Nacht in der Zelle verbringen zu müssen, bewahrheiteten sich erfreulicherweise nicht. Angeführt wurde die Gruppe von Audrey Silk, der Gründerin von NYC C.L.A.S.H. Ihr Vorbild half Stephen bei der Überwindung, sich in dieser Umgebung eine Zigarette anzuzünden, denn wie es so schön heisst: „Eine Armee von Lämmern, angeführt von einem Löwen, kann eine Armee von Löwen, angeführt von einem Lamm, besiegen.“
Stephen hält zivilen Ungehorsam schon für möglich. In Frank Davis’ Blog wurde gefragt, warum 50 Raucher nicht in eine Bar gehen und dort rauchen. Man muss nur 50 Raucher finden, die dazu bereit sind. In öffentlichen Parks in New York konnte Stephen beobachten, dass viele dort verbotswidrig rauchen. Interviewerin Emily ergänzt, dass man im wesentlich raucherunfreundlicheren New York mehr Menschen rauchen sieht als Bosten oder Cambridge.
Apropos Parks: Den Cambridge Citizens for Smokers’ Rights ist es gelungen, das Rauchverbot in örtlichen Grünanlagen deutlich abzumildern. Jetzt kann man dort Tabak genießen, ohne Strafzettel befürchten zu müssen. Die Organisation setzt sich außerdem für mehr Straßenaschenbecher ein.
Stephen versucht stets, Raucher und Aktivisten zu mehr Engagement zu bewegen. Es werde viel geredet, aber zu wenig getan. E-Mail-Aktionen sollten konzertiert ablaufen, nicht nur individuell. Er hält konventionelle politische Handlungsformen wie Schreiben an Politiker, Leserbriefe und die Teilnahme an Bürgerversammlungen für wichtig.
Wie geht es weiter für die Raucher bzw. gegen sie? Dass noch viele, auch jüngere Menschen immer noch rauchen, zeigt Stephen, dass das Social Engineering Aspekte der Antiraucherbewegung keineswegs so erfolgreich sind, wie diese gedacht hat. Pläne eines rauchfreien Amerika bis zum Jahr 2000 haben sich offenkundig zerschlagen.
Dass die FDA (Food and Drug Administration) jedoch plant, den Nikotingehalt von Zigaretten zu reduzieren, ist eine sehr bedenkliche Entwicklung.
Obwohl Stephen am Dampfen persönlich kein Interesse hat, sieht er es als eine Art von Widerstand und als etwas, das die Antiraucher nicht kommen sahen, und mit dem sie erst recht nicht umgehen können. Durch die Hetze gegen das Dampfen haben die Antiraucher ihre Maske fallen lassen.
Abschließend antwortet Stephen auf die Fragen, warum er raucht und warum er sich für die Rechte von Rauchern einsetzt? Das Rauchen ist ihm immer ein zuverlässiger Genuss gewesen, auch in Phasen des Deprimiertseins oder der Verärgerung. Er hat viele Raucher aufhören sehen, ohne dass sich dadurch ihr Gesundheitszustand verbessert habe, im Gegenteil. Viele Nichtraucher hat er jung sterben sehen und umgekehrt Raucher jenseits der 80 und 90. Daher stellt er die wissenschaftliche Basis des Mantras „Rauchen ist tödlich“ in Frage. Er engagiert sich für Raucher insbesondere, weil er die negativen Folgen der Tabakbekämpfung für Arme und psychisch Kranke sieht. Auch findet er es schlimm, Menschen vor einem Krankenhaus und auch vor Altersheimen in der Kälte, im Schnee, im Rollstuhl rauchen zu sehen, weil Verbote sie dazu zwingen.
Wir danken Stephen Helfer und Emily herzlich für die Kooperation.http://youtu.be/2Fia2vxrlVQ
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